Die Symbolik Philosophie

Einweihung des Friedensmals im Jahr 2015 mit Schulklassen aus Israel und Bensheim

Kapitel: Philosophie / Die Symbolik


Elemente der Gestaltung

Der Gang in das Innere des Friedensmals ist der Weg des Menschen zu sich selbst. Der innere Friede der Menschen bestimmt auch den äußeren Frieden in der Welt.

Das
Friedensmal zeigt den Baum des Lebens, der einen dunklen Ring mit 11 Erinnerungssteinen als „Projektionsflächen” durchbricht. Dieser dunkle Ring bezeichnet den Teufelskreis von Schmerz und Gewalt. Er ist umgeben von der Schwelle der Demut. Auf jener steht geschrieben: „Erkennet das Heilige in eurer Mitte”. Wäre es erkannt worden hätte sich nicht die Shoa ereignen können. Würde es heute erkannt werden, gäbe es nicht den deutschen Selbsthass, der eine ins Negative gewandelte Überheblichkeit ist und durch die sich die Vergangenheit - die man heute so sehr im Nachhinein bekämpft - gerade wiederholen könnte.

Unser Land scheint oft sehr auf das Negative fixiert zu sein. Das kann bis zum Selbsthass und der Ablehnung der eigenen Identität gehen. Eine Gesellschaft kommt aber nicht weiter, wenn sie Fortschritt aus dem Negativen schöpfen will. Eine Motivation, ein Engagement für das Leben in Liebe und Vernunft ist wichtig und wir brauchen etwas Gutes im Menschen an das wir glauben möchten, so dass es sich auch zeigen kann. Unmut, Unzufriedenheit und Wut können den Menschen belasten, sie können aber auch in einem kreativen Ausdruck für das Leben gewendet werden -
der Wendepunkt im Friedensmal - in Aufbruch, Mut und Lebensfreude. Erkennet auch das gute Potential, das in euch und im Anderen ist.

Das Hexagramm der Blüte des Lebens in der Mitte vom Baum des Lebens besteht aus zwei ineinander verschränkten Dreiecken. Eines weist nach oben - von der Welt zum Geist und eines nach unten - vom Geist in die Welt. Es ist ein Symbol des Herzens, denn da verbinden sich oben und unten.


Zahlen

Die Symbolik hat keine magische Wirkung, sondern hilft dem Verständnis. 11 Erinnerungssteine gibt es im Friedensmal. 1 bezeichnet den Willen des Einen Gottes. 0 ist das aufnehmende Gefäß. 10 ist also die Schöpfung Gottes, die seinem Willen unterliegt. Bei der 11 ist ein neuer Wille dazugekommen: der Wille des Menschen - ein Geschöpf Gottes (10) - herausgefallen aus der Ordnung der 10. 11 symbolisiert die Aufgabe, den eigenen Willen wieder in Einklang zu bringen mit dem Willen Gottes. Jeder Stein im Friedensmal steht also für die Wandlung eines Schmerzes, einer Last in einen Segen. Es bedeutet, daß ich etwas in mir - im Denken, Fühlen und Handeln - wieder in Einklang mit dem Willen Gottes bringen möchte. In der jüdischen Kabbala wird dies als Tikun bezeichnet. Im Gegensatz aber dazu, wie heute Tikun Olam im Liberalismus oft nur noch als äußere Ideologie zur Erlösung der Welt verstanden wird, findet das Tikun Olam beim Friedensmal in der eigenen Seele statt.

Der 12. Stein steht außerhalb vom
Friedensmal, der dem inneren Frieden und der Loslösung von Anhaftungen gilt. Dieser 12. Stein, der Stein der Begegnung, steht für die Verantwortung für Frieden und Freiheit in der äußeren Welt. Er ist über den "Wegweiser" aus Schiefer, der vor dem Stein in den Boden eingelassen ist mit dem Friedensmal verbunden. Auf dem "Wegweiser" der Richtung Friedensmal zeigt steht geschrieben: Wo sich Staub zu Licht wandelt.




Der Baum des Lebens als jüdisch-christliches Symbol

Mein Sohn, vergiss meine Tora nicht, und dein Herz bewahre meine Weisungen! (…) Sie (die Weisheit) ist ein Baum des Lebens denen, die sie ergreifen, und wer sie festhält, ist glücklich zu preisen. (Spr 3,1 + 18)

Darstellung eines LebensbaumsDer Baum des Lebens

Der Baum des Lebens ist ein zentrales religiöses Symbol des gesamten indogermanischen Kulturraumes. Ursprünglich kam das Symbol wahrscheinlich aus Indonesien über die indische vedische Kultur in unseren Kulturraum. Im Judentum ist die Tora, die Weisungen Gottes "ein Baum des Lebens". Im Christentum gilt Jesus Christus als Baum des Lebens: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich!” (Joh. 14,6)  Anmerkung: das bedeutet nach meinem Bibelverständnis "Kind Gottes" zu werden, als Sohn oder Tochter Gottes "Erde und Himmel" zu verbinden; so wie ein Baum.

Das Symbol vom Baum des Lebens zeigt in vereinfachter Form die Krone und den Stamm eines Baums. Die Wurzeln befinden sich im Dunkeln, in der Erde, die Äste strecken sich gen Himmel. Es steht der Baum des Lebens für den inneren Weg des Menschen in seine Bestimmung als „Kind Gottes”, die Erde mit dem Himmel, den Stoff mit dem Geist verbindend; also ein Weg der Liebe hin zum himmlischen Menschen. Es ist der innere Weg des Menschen zu sich selbst - ein Weg der Gnade und Heilung.


Das Friedensmal von oben
Der Baum des Lebens im Friedensmal


Der Baum des Lebens - genauer: obere Wurzel und unterer Stamm - durchbricht den dunklen Bereich. Es ist die Wurzel des Baumes, welche das Wasser aus dem dunklen Boden zieht und den Humus, die Erde nach oben bringt, so dass sie zusammen mit der Luft in den Blättern verwandelt wird  in Wachstum, Blüten und Früchte.


Wenn die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig. (Römer 11,16)

Durch Gottlosigkeit kann der Mensch nicht bestehen, aber die Wurzel der Gerechten wird bleiben. (Sprüche 12,3)



Bibelstellen

Gesegnet aber ist der Mensch, der sich auf den Herrn verläßt und dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte. (Jeremia 17,7-8)


Denn ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist; er kann wieder ausschlagen, und seine Schößlinge bleiben nicht aus. Ob seine Wurzel in der Erde alt wird und sein Stumpf im Boden erstirbt, so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers und treibt Zweige wie eine junge Pflanze. (Hiob 14,7-9)

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. (Psalm 1,1-3)

Auf beiden Seiten des Stromes mitten auf der Gasse ein Baum des Lebens, der trägt zwölfmal Früchte und bringt seine Früchte alle Monate, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker. (Offenbarung 22,2)





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